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Mittwoch, den 31. Dezember 2008 um 00:00 Uhr
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Zeitarbeit im Wandel
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Somit  mussten die Stellschrauben und Regelungen der deutschen Volkswirtschaft (speziell auch die für die Lohn- und Arbeitspolitik), die bisher auf  nationaler Ebene annähernd gut funktionierten und auch nur national ausgelegt und erprobt waren, zunehmend sowohl im innereuopäischen als auch im außereuropäischen Wettbewerb bestehen. Dies geht bis heute gründlich schief... .

Leider wurden durch die Politik innerhalb der letzten 10 - 15 Jahre keine nennenswerten Erfolge in der Liberalisierung und Flexibilisierung der deutschen Arbeitsmärkte erzielt. Dies ist auch nicht verwunderlich, da weder die Politik - unpopuläre Maßnahmen bringen im Allgemeinen keine Wählerschaft - als auch die extrem starken und mächten Lobbyisten der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände ein Interesse haben, ihre eigenen seit gut 30 Jahren bestehenden Pfründe aufzugeben. Ein hervorragendes Beispiel hierfür lieferte die IG Metall in Verbindung mit dem Generationswechsel hin zu dem Vorsitzenden Peters. In dieser Zeit gipfelte der Wahn der IG Metall in einem Versuch in Ostdeutschland (Thüringen) die 35 Stundenwoche durchzusetzen, wo ganz Deutschland (einschließlich der deutsche Staat) versuchte die irrsinnig kurz gewordenen und nebenbei völlig unproduktiven Arbeitszeiten wieder zu verlängern. Herr Peters hatte sich mächtig vergaloppiert und die IG Metall war kurzzeitig von Auflösungserscheinungen bedroht. Massiver Mitgliederschwund kam hinzu. In dieser wirklich historischen Stunde versäumte es der Arbeitgeberverband,  der, in dieser existierenden Form, taumelnden und unnötigen Gewerkschaft den Gnadenstoß zu verpassen. Die Chance einer Initialzündung zur Liberalisierung des Arbeitsmarktes sowie der Entmachtung der Gewerkschaften war vertan. Der Arbeitgeberverband unter Herrn Hundt hätte bei entschlossenerem Vorgehen wohl auch seinen wichtigsten Widerpart verloren und gleichbedeutend im Nachgang seine Form, Größe und Machtfülle in Frage gestellt. Wer sägt schon den Ast ab auf dem er sitzt? Ergo, hält man seinen Mund und geht lieber nach "Redaktionsschluß" gemeinsam einen trinken ... .

Die Situation ist also unverändert und um Gewinne zu erzielen, muß rationalisiert werden. In Boom-Zeiten Personal aufzubauen war wohl erwünscht und den Tarifverträgen untergeordnet, Personal freizusetzen dagegen erheblich schwieriger und natürlich wesentlich teurer. An dieser Stelle muss ausdrücklich angeführt werden, daß die Weitsichtigkeit und vor allem die Nachhaltigkeit der Unternehmensführung dramatisch an Bedeutung verloren hatte und im Zeitalter der Börse  und der 5-Jahresverträge für Vorstandsmitglieder und andere hochrangige Angestellte "hauptsächlich" die virtuelle Wertvermehrung  des Unternehemens Priorität genoss, keinesfalls aber deren langfristige Sicherung. Ergänzend muß allerdings auch angeführt werden, daß die Schlupflöcher der viel zu lasch agierenden Politik arbeitgeberseitig erheblich ausgenutzt wurden um auf dem Rücken der Zeitarbeiter Profitmaximierung zu betreiben. Und so hat es die Bundesregierung noch immer nicht geschafft, um die Branche der Zeitarbeit ein vernünftiges Gerüst zu bauen, daß würdige Arbeitsbedingungen und Vedienstmöglichkeiten mit Flexibilität und Entscheidungsfreiheit der Arbeitgeber verbindet.

Der Drang der Arbeitgeber jedoch zu flexibleren Lösungen innerhalb der Personalpolitik brachte völlig neue Möglichkeiten für die Branche der Zeitarbeit und so wurde die Branche quasi über Nacht vom belächelten "Sklaventreiber" zum Hoffnungsträger, da aufgrund von ungeregeltem Arbeitsmarkt selbst langzeitarbeitslose und ungelernte Kräfte über Billigstlöhne wieder in Arbeit gebracht werden konnten. Hierbei ist im System auch sichtbar, daß sehr wohl eine Nachfrage nach ungelernten und sicherlich unproduktioveren "Langzeitarbeitslosen" bei entsprechenden Preisen besteht. Sicherlich ist hier Politikseitig eine vernünftige Balance zu finden. Allerdings steht auch außer Frage, daß diese Qualifikationen nicht tarifgebunden und gleich den anderen Kollegen bezahlt werden darf, wie es durch Tarifverträge verpflichtend vorgesehen wäre.

Die Branche der Zeitarbeit hat hierbei eine historische Chance, die bisherigen starren Strukturen aufzuhebeln, indem vernünftig bezahltes, zufriedenes und qualifiziertes Personal zu vernünftigen Preisen innerhalb der deutschen Industrie nicht nur Arbeitsplätze ersetzt, die aufgrund von Produktionsschwankungen oder saisonalen Schwankungen sowie der restriktiven Tarifpolitik der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände von Arbeitgebern nicht durchgängig besetzt werden, sondern auch die Gewerkschaften und die Politik dazu zwingt, die veralteten Strukturen und Regelungen endlich aufzulockern und die Lobbyisten zu entmachten. Erst dann, wenn durch Neustrukturierung der Gewerkschaften und Verbände viele neue Arbeitlose hinzugekommen sind, werden wir den Scheitelpunkt erreicht haben und sind vielleicht wieder in der Lage am Weltmarkt auch in Sachen Produktionskosten wettbewerbsfähig zu sein. Eine wesentliche Bedingung geht allerdings damit untrennbar einher. Die Arbeitgeberseite muss die Arbeitnehmer vernünftig an den Gewinnen des Unternehemens beteiligen und somit ein Gleichgewicht "ohne" zutun der Gewerkschaften schaffen.



 
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